Gesehen am 9. November 2025 im Cineplex Wien Mitte (Saal 8, 18:15 Uhr)

Na gut, mal kein Theaterbesuch. Manuela und ich haben in den vergangenen Jahren aufgrund unsrer Theaterfreude das Kino vernachlässigt, wollen das aber ändern. Ohne Michaela und Mirko wären wir wahrscheinlich nicht ins Kino gegangen, sind wir aber, nach einer Runde am Christkindlmarkt am Stephansplatz (viel besserer Punsch als am Schönbrunner Christkindlmarkt, der dort wirklich eine Zumutung war), und zwar bei „Franz K.“ der Regisseurin Agnieszka Holland. Der Film hatte im September 2025 seine Premiere, ist also, naja, brandneu. Natürlich hat man als Kafka-Leser:in („Der Prozess“, „Amerika“, „Die Verwandlung“, diverse kürzere Texte; vergangenes Jahr an der Burg „Der Bau“ und „Die Verwandlung“ gesehen) gewisse Erwartungen. Werden die erfüllt? Schwer zu sagen.

Holland hätte einen einfacheren Weg gehen können, Biopics sind gerade ziemlich in, zeitgleich mit „Franz K.“ läuft ja auch der Film über den amerikanischen Sänger Bruce S. (der wohl etwas mehr Zuseher:innen haben wird). Biopics sind ähnlich wie Superheldenfilme nach einer Formel gestrickt: Andeutungen von eventuellen Gründen für spätere Probleme in der Kindheit; frühe Talentproben, aber Schwierigkeiten, sich durchzusetzen; Liebesgeschichte; Erfolg und Absturz; Selbstzweifel und Regeneration; wieder Erfolg. Schluss. Das ist nicht, was Holland will und Kafkas Leben gibt so etwas wohl auch nicht her.

Holland entschied sich dafür, den Film episodisch anzulegen: einzelne, kurze Szenen, die einen bestimmten Charakterzug Kafkas oder ein Ereignis seines Lebens oder seine Beziehung zu einer bestimmten Person beleuchten wie Schlaglichter. Deutlich wird das schwierige Verhältnis zu seinem Vater, die gute Beziehung zu seiner neun Jahre jüngeren Schwester Ottla, die Freundschaft zu Max Bord, die holprige Beziehung zu seiner Verlobten Felice Bauer. Dazwischen kurze Szenen in der Jetzt-Zeit im Kafka-Museum, Auswüchse des Kafka-Tourismus wie der Kafka-Burger. Mitunter Visualisierungen von Kafkas Texten wie der grausamen Darstellung von „In der Strafkolonie“. Das gibt dem Ganzen eine gewisse Länge und ermüdet etwas, wenn eine kurze Szene sich an die nächste reiht und der Film ist mit 2 Stunden 7 Minuten nicht gerade kurz. Auch wirkt der Film dadurch unstrukturiert: ob er jetzt 20 Minuten kürzer oder länger wäre, es würde keinen großen Unterschied machen. Eigenartig ist, dass Kafkas Ende in der Anstalt im niederösterreichischen Kierling so kurz gehalten wird, auch dass das Ende des Films die Flucht Max Brods aus dem Nazi-Reich zeigt und Brod sozusagen das Schlusswort hat (eigenartig, auch wenn es ohne Brod keinen berühmten Kafka gäbe).

„Franz K.“ (Warum eigentlich die Abkürzung? Um auf Josef K. aus „Der Prozess“ zu verweisen?) ist ein sehenswerter Film, der übliche Seher:innen-Erwartungen unterläuft, ein wenig informiert, ein wenig fabuliert, auch unterhält und – wahrscheinlich am Wichtigsten – durchaus Lust darauf macht (wieder) Kafka zu lesen. Tun wir das.

Ah ja: die Nachos waren gut, lagen dann aber doch etwas im Magen.

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